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Das Haustier stirbt:

Darf ich es im Garten vergraben und ist andernfalls die professionelle Tierbestattung eine Alternative?

Südkurier 2. Nov. 2018 von Heuser, Christoph

Das Tier ist ein vollwertiges Familienmitglied. Sein Tod bringt die schwierige Frage nach einer geeigneten Beisetzung mit sich. Den toten Körper der Tierverwertung zu überlassen, ist für viele ein furchtbarer Gedanke. Nur unter bestimmte Voraussetzungen darf das Tier im Garten vergraben werden. Liegen diese nicht vor, könnte ein Tierfriedhof oder eine Tierbestattung interessant werden.

Bobby war ein prächtiger Berner Sennenhund. Im Alter von nur neun Jahren starb er. Und stellte sein Herrchen damit vor eine ungeahnte Herausforderung. „Wie kann ich meinem geliebten Tier würdevoll die letzte Ehre erweisen?“, fragte sich Joachim Jegler im November 2008. Ihn im eigenen Garten zu vergraben war nicht möglich. Die Tierverwertung schloss er kategorisch aus. Ihm widerstrebte die Vorstellung, dass das Tier chemisch zersetzt wird. Auch deswegen, weil er sich einen Ort zum Trauern wünschte. Was also tun? Aus dieser Situation heraus entstand die Idee für „Meine Wolke“ – einen Tierfriedhof.

Zehn Jahre existiert das Areal mittlerweile am Rande eines Waldgebiets in Deggenhausertal, zwischen Urnau und Fuchstobel. In dieser Zeit hat Jegler nach eigener Schätzung 300 Tiere bestattet. „Jockel“ ist gewissermaßen Laienbestatter. Von einer Zeremonie möchte er nicht reden, aber die Abläufe sind der besonderen Situation angepasst.

Immer erreichbar, sogar an Heiligabend

Sein Telefon hat er immer einstecken. Nach einem erteilten Auftrag geht es ganz schnell. Meist noch am selben Tag setzt sich der 53-Jährige in den Bagger und hebt das Grab aus, anschließend bedeckt er den Boden mit Reisig – auch schon mal an Heiligabend. Kurze Zeit später erscheint die Kundschaft. Während die Trauernden daneben stehen, lässt er langsam den Sarg hinunter. „Wie bei den Menschen“ – diesen Vergleich zieht Jegler immer wieder. „Manche wirken recht teilnahmslos, andere brechen beinahe zusammen.“
Kunden wählen zwischen verschiedenen Grabformen. Etwa einem schlichten Grab mit Bodenplatte. Das Premiumprodukt ist eine Einfassung inklusive beschriftetem Holzkreuz. Die Särge und Holzkreuze stellt der gelernte Schreiner eigenhändig her, er ist selbstständig im Holzbau. Die Beschriftungen im einheitlichen Stil macht seine Frau. Alles mit Akribie, das versteht sich von selbst: „Ein Tier ist nicht weniger wert als ein Mensch.“

Große Unterschiede in der Grabpflege

Die Grabpflege werde unterschiedlich ernst genommen. „Manche Menschen kommen anfangs beinahe täglich zu ihrem verstorbenen Tier, andere kommen nach der Bestattung nie wieder“, sagt Jegler. „Wie bei den Menschen.“
Das Grab haben Kunden für ein Jahr sicher. Danach müssten diese gegebenenfalls verlängern. „Am Geld scheitert es nicht“, betont er, ohne den Preis für eine Ruhestätte zu nennen, nur so viel: „Wirklich verdienen tue ich hiermit nicht.“ Dann zeigt Jegler auf das Grab eines Kaninchens, das mit viel Mühe gestaltet wurde. „Bis heute habe ich
dafür keine Rechnung bezahlt bekommen, aber so lange es so schön aussieht, lasse ich es.“

Nachdem der Roggenbeurener ein passendens Grundstück gefunden hatte, wurde es kompliziert. „Ich wusste gar nicht, dass es so viele Behörden gibt“, sagt er und schüttelt lächelnd den Kopf. Doch der Aufwand lohnte sich, denn sein Angebot ist gefragt. Trotzdem sticht noch immer die großzügige Freifläche ins Auge.
Vorwiegend Hunde und Katzen, aber auch Kleintiere werden auf dem Tierfriedhof beigesetzt. Meerschweinchen, Kaninchen und Hamster: „Es ist alles dabei, ich habe auch schon Ratten beigesetzt.“